Frankreich

Interrail durch die Bretagne

Als Frau alleine unterwegs, wollte ich eine Region erkunden, die sicher, abwechslungsreich und leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bereisen ist. Die Bretagne hat all das geboten – und noch viel mehr.

Warum die Bretagne?

Mittelalterlich angehauchte Dörfer, wilde Küstenabschnitte, Crepes en masse, gemütliche Städte, die Möglichkeit mit der Fähre & Fahrrad Inseln zu erkundigen und Orte bei denen eine Sage und Legende die nächste Jagd? Und dies alles auf einer Fläche, die gut in 2.5 Wochen mit dem Zug zu bereisen ist, ohne dass ich jeden Tag meine Sachen packen und weiterreisen muss? Genau deshalb. Und Moules Frites, nicht zu vergessen die Moules Frites überall!

Was erwartet dich in diesem Artikel?

Ich zeige dir hier meine genaue Route auf, was ich an den jeweiligen Orten erlebt habe, wie einfach es war von A-B zu kommen, meine Highlights der Reise sowie Tipps für einen tollen Aufenthalt in der Bretagne.

Wie ich von A nach B kam

Bretagne mit dem Zug

Ich bin ein riesiger Fan des Interrail-Tickets. Man kauft ein Ticket für eine bestimmte Anzahl Tage, und kann pro Tag beliebig viele Züge nehmen. Die meisten Länder in Europa machen mit und somit ist es eine geniale Art neue Länder zu erkundigen. Ich habe mich vorab schlau gemacht, ob die Bretagne einigermassen gut erschlossen ist und war positiv überrascht. Ich habe mich für 4 Orte als Basis entschieden und von dort aus Tagesausflüge gemacht.

Meine Reise startete zwar in Bordeaux – die Stadt gehört geografisch nicht zur Bretagne, sondern zur Nouvelle-Aquitaine – aber ich nehme sie hier trotzdem auf, da ich dort zwei Nächte verbrachte und die Reise von dort aus begann.

Meine Interrail Route durch die Bretagne

  • Bordeaux – 3 Nächte im Hostel nähe der „Rue Notre Dame“
  • Rennes – 4 Nächte im gemütlichen Hostel nähe Bahnhof, Ausgangspunkt für Tagesausflüge
  • Morlaix – 4 Nächte in einer Jugendherberge, Ausgangspunkt für Tagesausflüge
  • Quiberon – 3 Nächte in gemütlichem Hostel, nähe Bahnhof Penthievre
  • Nantes – 1 Nacht in Jugendherberge

Bordeaux (kein Teil der Bretagne, aber Startpunkt meiner Reise)

Bordeaux gehört nicht zur Bretagne sondern zur Nouvelle-Aquitane. Da ich dort aber als erstes Halt machte, nehme ich Bordeaux hier trotzdem auf. Bordeaux hatte ich bislang nie auf meiner Bucket-List; völlig zu unrecht wie sich herausstellte. Ich war so positiv überrascht von dieser gemütlichen, lebendigen, farbenfrohen Stadt, dass ich mich gleich in ihren Bann ziehen liess. Unzählige wunderschöne Gassen an denen sich Pflanzen den Steinmauern emporranken und man sich fast nicht zwischen all den einladenden Café’s, Bars und Restaurants entscheiden kann ziehen sich durch den Stadtkern. Die Stadt wird durch den Fluss Garonne geteilt und man kann kilometerweit an der Uferpromenade entlangschlendern.


Ich hatte 2 ganze Tage in Bordeaux und wollte einen davon eigentlich im nahgelegenen Arcachon verbringen. Da das Wetter aber nicht mitspielte legte ich einen gemütlichen Tag im Hostel ein mit lesen, Spiele spielen (man kam rasch ins Gespräch mit anderen Reisenden), gutem Essen und mich durch die Stadt treiben lassen.


Das Hostel hatte einen gemütlichen Allgemeinraum und Frauenschlafsäle, was ich jeweils sehr praktisch finde. Einzig bei der einen Dusche und Toilette für ca. 15 Personen musste man sich etwas gedulden – aber das gehört halt einfach zum Hostelleben dazu.
Am 3. Tag ging es dann weiter nach Rennes.

Rennes (Saint-Malo / Dinan / Léhon)

Mit dem Zug ging es in ca. 7 Stunden insgesamt von Bordeaux nach Rennes. Es war eine mühsame Fahrt, da der Zug überfüllt war und ich die meiste Zeit auf dem Boden sitzen musste. Man hätte optional einen Sitzplatz reservieren können, ich wollte mir das Geld jedoch sparen.
Im Hostel angekommen war das alles aber egal, da dieses schon beim Eintreten einen richtig gemütlichen Eindruck machte mit den kleinen Sitznischen und dem schönen Aussenbereich direkt am Fluss. Auch hier konnte ich einen Frauenschlafsaal buchen.


Viel machte ich an diesem Abend nicht mehr, da ich am nächsten Tag früh loswollte – es ging nach Saint-Malo, eine Küstenstadt mit mittelalterlichem Flair. Alles zu meinem Tag in St. Malo kannst du hier lesen.
Am nächsten Tag war ziemlich schlechtes Wetter, weshalb ich stundenlang im Café sass, las und unter anderem diesen Bericht hier schrieb. Rennes ist eine coole Stadt mit schönem Stadtkern, romantischem Park, vielen Geschäftigen und wirklich tollen Restaurants. Es lädt definitiv zum Verweilen ein.


An meinem letzten vollen Tag in Rennes ging ich ebenfalls früh los und fuhr mit dem ÖV nach Dinan. Von dort lief ich die wenigen Kilometer nach Léhon. Weshalb sich dieser Ausflug für mich absolut gelohnt hat, kannst du hier lesen

Morlaix (Ile de Batz / Carantec)

Morlaix habe ich ausschliesslich ausgewählt, da es von dort gute Anschlussmöglichkeiten auch in kleinere Orte gibt. Gehört habe ich vorher noch nie davon. Der Ort selbst war ganz ok, muss man jetzt aber nicht unbedingt gesehen haben meiner Meinung nach. Es hatte ein sehr gemütliches Pub, welches auch leckeres Essen angeboten hat. Gemütliche Hostels gab es dort keine, daher habe ich in einer Jugendherberge übernachtet. Die Atmosphäre lässt sich definitiv nicht mit dem Hostel-Leben vergleichen, ist es doch viel unpersönlicher. Aber ich hatte in Bett und eine Dusche, von daher alles OK! Am ersten Tag bin ich hauptsächlich den Stadtkern abgelaufen, über das Viadukt gelaufen und bin am Abend mit einer anderen Reisenden essen gegangen.

Am nächsten Tag streikte der ÖV in Frankreich und alle sagten mir, meinen Ausflug nach Roscoff und die Ile de Batz kann ich vergessen – „jaja, das sehen wir noch“ dachte ich mir, und sollte (zum Glück) recht behalten. Meinen genialen Ausflug auf die Ile de Batz kannst du schon bald hier nachlesen. Am Tag darauf lief jeder Plan von mir schief, die Busse fuhren nicht gemäss Plan, das Wetter spielte nicht mit, und so ging ich einfach lecker essen und ein bisschen shoppen, was auch mal schön war.


Meinen letzten Plan hatte ich mit einer 25 Kilometer Wanderung verplant – und dieser Tag brachte viel mehr Gefühlsschwankungen mit sich, als ich mir bewusst war. Den Artikel zur ganzen Wanderung von Carantec nach Morlaix kannst du schon bald hier nachlesen.
Am nächsten Morgen ging es schon früh weiter zu meiner vorletzten Station: Quibéron. Mir graute etwas vor dem langen Aufstieg zum Bahnhof, da ich definitiv zu schwer gepackt hatte – doch keine Minute unterwegs hielt schon ein Auto an dessen Fahrer Mitleid hatte und mich zum Bahnhof fuhr. Und diese Geste spiegelt die unheimlich netten Menschen in der ganzen Gegend wider.

Quibéron

Quibéron – darauf hatte ich mich von Anfang an fast am Meisten gefreut. Ein tolles Surfer-Hostel (nicht, dass ich surfe…), viele Reisende mit welchen ich Zeit verbringen kann, kilometerweite Fahrrad- und Wanderwege um die Insel zu erkundigen. Mit dieser Vorstellung kam ich topmotiviert am Hostel an; und fand dieses erstmal ausgestorben vor.

Als ich endlich einen Mitarbeiter fand zeigte dieser mir kurz mein Zimmer, welches ich für mich alleine hatte. Auch sonst wirkte es nicht so, als ob es grossartig bewohnt wäre – soviel zum Thema soziale Kontakte dort. Da auch das Wetter mies war, war meine Laune kurzzeitig genau so mies. Ich hatte gerade keine Lust mehr alleine zu sein. Solche Momente gehören halt auch mal dazu. Aber nutzt ja alles nichts, daher Regenjacke an, einen langen Spaziergang machen und dann sieht die Welt bestimmt wieder besser aus – und das tat sie. Quibéron ist eine Halbinsel, welche man mit dem Fahrrad oder zu Fuss erkunden kann und dies alles schön auf Neben- und Küstenstrassen. Wirklich absoluter Balsam für die Seele. Zudem gibt es noch ein paar kleinere Städtchen wo man sich verpflegen kann.

Es nieselte die ganze Zeit, aber schon nach wenigen Minuten merkte ich, wie sich meine Laune wieder hob als ich dem rauen Meer zusah, der Wind mir um die Ohren schlug, und wiedereinmal merkte ich, wie gut es tut, einfach rauszugehen um sich abzureagieren. Ich gönnte mir noch ein leckeres Mittagessen und ging danach den weiten Weg zurück ins Hostel. Und siehe da – kaum im Hostel tauchte doch noch eine weitere Touristin auf – und die war genial.

Wir merkten gleich, dass wir auf einer Wellenlänge sind und verbrachten die nächsten knapp 2 Tage gleich zusammen. Mieteten ein Fahrrad und erkundeten die Insel, schauten uns den Sonnenuntergang an, wateten ins quallenbefallene Meer (nicht die schlauste Aktion) und stolperten ins beste Restaurant überhaupt. Wir fanden dann auch heraus, dass die Hauptsaison vorbei ist und daher viele Touristen abgereist sind, und deshalb auch viele Restaurants bereits geschlossen haben.


Der Start war nicht wie erhofft; und doch war Quiberon schlussendlich eines meiner Highlights und ist wirklich ein wunderschöner Fleck Erde.


Nach 3 Nächten ging es dann auch schon weiter nach Nantes, meiner letzten Nacht in Frankreich.

Nantes

Nantes war für mich von Anfang an einfach ein Mittel zum Zweck – da ich von Quiberon nicht direkt in die Schweiz gekommen wäre an einem Tag, musste ich noch einen Zwischenstop machen.
Nachdem ich etwas durch die Innenstadt gelaufen mit war ich auch nicht traurig darüber; nachdem ich so viele tolle Orte gesehen hatte, konnte Nantes mich nicht überzeugen.

Ich ging am Abend noch mit meiner Zimmergenossin Essen, was wirklich interessant war. Doch auf dem Weg zurück ins Hostel war mir etwas mulmig zu Mute, was ich an keinem anderen Ort in Frankreich hatte. Kann auch nicht genau sagen woher das Gefühl kam, aber ich war froh als ich im Hostel ankam. So war ich nicht traurig als es am nächsten Morgen früh wieder weiter ging – zurück in die Schweiz, aber noch nicht ganz nach Hause. Ich besuchte noch eine Freundin in Basel für eine Nacht und war dann nach 2.5 Wochen Frankreich wieder zurück.

Tipps für entspannte Tage in der Bretagne

  • Manche Züge setzen eine Sitzreservation voraus, frühzeitig informieren und buchen
  • Busse sind teilweise etwas früher als geplant losgefahren → frühzeitig bei der Haltestelle sein
  • Wenn man auf eine kleinere Insel geht, immer etwas Bargeld dabei haben sicherheitshalber
  • Das Wetter kann innerhalb von Minuten umschlagen an der Küste, immer eine Regenjacke dabei haben
  • Wenn möglich, Orte frühmorgens besuchen, um alles in Ruhe zu geniessen
  • Fast überall gibt es gratis Trinkwasser im Restaurant, wer also sparen will muss nicht noch extra ein Getränk bestellen
  • Viele Hostels bieten eine Küche an, weshalb man um zu sparen auch mal selber kochen kann

Mein Reisefazit

Zur Bretagne mit dem Zug allgemein

Die Bretagne ist eine wunderschöne, wilde, leckere, freundliche Region Frankreichs. Da Frankreich allgemein über ein gutes Zugnetz verfügt, ist auch die Bretagne relativ gut mobil erreichbar. In die kleinen Dörfer fahren häufig Busse und so kommt man wirklich gut von A nach B. Die Züge fuhren auch fast immer pünktlich und wenn mal eine Verspätung war, wurde frühzeitig über die Anschlussmöglichkeiten informiert.

Zum Alleinreisen in der Bretagne

Ausser auf dem Rückweg ins Hostel in Nantes, habe ich mich zu jeder Sekunde absolut sicher gefühlt. Die Menschen sind überall sehr hilfsbereit, geben gerne Auskunft. Da ich immer in Hostels oder Jugendherbergen übernachtet habe, war es auch kein Problem mit anderen Reisenden ins Gespräch zu kommen. Zudem konnte ich auch fast überall explizit Frauenschlafsäle buchen, was auch sehr praktisch ist. Alles in allem habe ich mich mit tollen Menschen unterhalten und hatte jederzeit ein super Gefühl.

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